Odelshausen – Otelshausen – Adelshausen

Odelshausen Ortsschild
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Ungefähr 2,5 km von Theilheim entfernt, Richtung Essleben, soll der verschwundene Ort gelegen haben.

In der Dorfchronik findet sich dazu eine interessante Legende:

Für Leute, die heute mit der Süterlinschrift ihre Probleme haben, hier eine leserliche Übertragung:

„Ludwig Bechstein hat in seinem „Sagenschatz des Frankenlandes“ 1842 folgende Erzählung aufgenommen:

„unweit von Werneck breitet sich eine weite Flurebene aus, auf welcher kein Dorf und kein Dach, kein Haus und kein Hof steht. Dort ist es nicht geheuer und man kann sich leicht verirren und manchen hat es auch schon irre geführt. Mitten in dieser Flurmarkung hat einst vor vielen Jahren ein Dorf gelegen, Otelshausen geheißen, wo in der Heidenzeit eine Gottheit verehrt wurde. Als nun St. Kilian das Christentum auch in diesen Gegenden gepredigt hatte und die Bewohner sich zu demselben bekannten, geschah es, dass die Bewohner von Otelshausen sich wieder abwandten von der reinen Lehre, angeführt von den heidnischen Priestern. Da fluchte ihnen der Apostel und das ganze Dorf versank mit allen Bewohnern. Die Flurmarkung desselben wurde darauf unter die Bewohner der Nachbarorte verteilt, das sind Theilheim vulgo Dälheim, Schwanfeld, Essleben und Waigolshausen und soll von dieser Teilung der Name Theilheim herrühren, weil dort die Teilung geschah und dieser Ort das Meiste empfing. Auf der Markung Theilheim wühlten lange nachher die Schweine eine Glocke aus der Erde. Das war die Glocke aus der entweihten Christenkapelle des versunkenen Otelshausen: sie wurde eingeholt, auf den Kirchturm gehängt und ist lange nachher geläutet worden. Zum Andenken nahm das Dorf eine Glocke in sein Siegel und führt solches bis auf den heutigen Tag.“

Die historische Wirklichkeit war vermutlich viel prosaischer: In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) hat, wie man in Grimmelshausens „Simplicius Simplicissimus“ noch heute nachlesen kann, die marodierende und plündernde Soldateska aus Deutschen, Böhmen Schweden, Niederländern und Franzosen viele Gehöfte und auch Dörfer niedergebrannt, die Bevölkerung vertrieben, vergewaltigt und ermordet.

Dass die Sage einen historischen Hintergrund hat, ergibt sich daraus, wie in der Dorfchronik ausgeführt wird, dass A. Oeller in seinen „Ortsnamen des Kreises Schweinfurt“ für 1303 „Atolzhusen“, für 1338 „Artolzhusen“, für 1339 und 1344 „Attolzhusen“ aufführt.

Dort heißt es dann weiter:

„Der erste Teil des Namens wird wohl zu Otolt oder Adal zu stellen sein, woraus sich die Bedeutung „zu den Häusern des Otolt“ ergibt. Eine große Bedeutung scheint der Ort nicht gehabt zu haben. Er lag dort, wo die Markungen von Theilheim, Waigolshausen, Essleben und Schwanfeld zusammenstoßen. Noch heute erinnern an dieses verschwundene Dorf einige Flurbezeichnungen jener Gegend, so Kirchberg und Kirchäcker, Adelshäuser Weg.“ …. Sicher ist, dass Otelshausen im 14. Jh. noch bestand, denn in dieser Zeit wird es wiederholt urkundlich erwähnt. So übergibt am 26. April 1300 Äbtissin Lugardis von Heiligenthal dem Heinrich von Altolthusen Einkünfte in Telheim. … Und am 14. Februar 1301 errichteten Heinrich von Altolzhausen und seine Ehefrau Hedwig eine 2. Kaplaneistiftung in Heiligenthal, indem sie u. a. von ihren Gütern zu Thelheim jährlich 20 Malter Korn und 2 Malter Haber anwiesen…. Bemerkt sei noch, dass in einer Waigolshäuser Flurbeschreibung vom Jahre 1658 zweimal zu lesen ist: Acker hinter Arlozhausen. … Die Glockenfassung kommt in ähnlicher Fassung auch in anderen Orten vor. Tatsache freilich ist, dass das alte Gemeindesiegel eine Glocke zeigte.“

Soweit die Theilheimer Dorfchronik. Für diejenigen, denen der Weg zum ehemaligen Odelshausen zu weit oder zu beschwerlich ist, hier noch ein Video, das die Stimmung am „versunkenen Ort“ heute einfängt.

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