Reichstagswahlen 1933 in Theilheim

theilheim, Geschichte 900 Jahre
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Reichstagswahlen 1933 in Theilheim

Bei den letzten Reichstagswahlen in der Nazizeit im März 1933 hatten in Theilheim nach der amtlichen Feststellung durch die Wahlkommission alle Bürger bis auf fünf – angeblich die drei Franziskanerschwestern, der Kaplan Martin mit Haushälterin, von denen man nichts anderes erwarten konnte – für die NSDAP gestimmt.

Die Familien Josef Kraus (6 Wahlberechtigte), Michel Hartmann (3 Wahlberechtigte),Ernst Bätz (2 Wahlberechtigte), Julius Caesar (2 Wahlberechtigte), und vermutlich ein gutes Dutzend weiterer Familien konnten sich nur noch wundern. Sie hatten alle die Nazipartei nicht gewählt, konnten sich aber unter den gegebenen Umständen nicht mehr ohne Gefahr „outen“

Dass die NSDAP es bei solchen Wahlmanipulationen und einem äußerst brutalen Wahlkampf – „Hitler im Flugzeug über Deutschland“ war der Slogan und die SA beherrschte die Straßen – es doch nur auf 43,9% im Reich brachten, zeigt, dass die Nazis im Januar 1933 nicht durch eine Mehrheit, sondern durch die Machenschaften und Intrigen ehrgeiziger Politiker wie General von Schleicher und Herrn von Papen an die Macht gekommen sind.

Der abgehalfterte Reichskanzler von Schleicher und der Möchte-gern-Kanzler von Papen blockierten sich Ende 1932 gegenseitig. Um General von Schleicher den Weg zurück in die Reichskanzlei zu versperren, schlug der naive Herr von Papen dem greisen Reichspräsidenten Hindenburg vor, Hitler als Reichskanzler zu berufen. Dem zögernden Reichspräsidenten versicherte von Papen, dies sei völlig ungefährlich, da man Hitler mit eigenen Leuten „einrahmen“ und jederzeit kontrollieren werde. Das Ende dieser Geschichte ist allgemein bekannt.

Kurt von Schleicher wurde 1934, im Zusammenhang mit dem angeblichen „Röhmputsch“ von den Nazis ermordet. Franz von Papen, der „Einrahmer Hitlers“ , der zunächst unter Hausarrest stand, machte sich aus der Gefahrenzone, indem er sich als Botschafter in die Türkei begab. Vom Internationalen Militärgericht in Nürnberg 1946 freigesprochen – er war ja zu fein, um jemals selbst jemanden umzubringen -, wurde er 1947 bei der Entnazifizierung Deutschlands im Spruchkammerverfahren als „Hauptschuldiger“ zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt, aber bereit 1949 wieder frei gelassen. 1959 wurde der Ehrgeizling dann auch noch vom Vatikan zum „päpstlichen Geheimkämmerer“ ernannt; als solcher ist der Steigbügelhalter Hitlers 1969 verstorben.

Ob die Deutschen jemals etwas aus ihrer Geschichte lernen?

WB, im März 2020

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